1. Vom Arbeiten
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Der Mensch lebt nur kurze Zeit. Verhängnisvoll ist, sich einzubilden – genauer: die kindische Einbildung zu bewahren -, daß wir lange leben. Alles würde, wenn wir bei Zeiten von der Kürze unseres Lebens wüßten, sehr geändert sein. Nun sieht unser Leben von der Kindheit aus gesehen freilich lang aus; von seinem Ende aus unerhört kurz, welches ist seine reale Dauer? Sie hängt davon ab, wie oft und von wie früh an du dein Leben als kurz betrachtet hast. (Denn nicht die Uhr mißt die Länge eines Lebens; sondern das, was drin war.) | ||
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Die Welt besteht aus Straßen, von denen die wenigsten erst begangen sind. All der ungreifbare Raum um dich besteht aus Straßen, die du nicht als solche vermagst zu erkennen. Straßen muß der Mensch nicht bauen. Den Mut haben, eine Straße zu erkennen, das ist Leistung. | ||
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1 HOHL, Ludwig (1981): Die Notizen oder: Von der unvoreiligen Versöhnung, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 9, 35 |
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